www.antipsychiatry.org


UNBERECHTIGTER PSYCHIATRISCHER
ZWANG in den U.S.A.

von Lawrence Stevens, J.D.



(Übers.: Heinz Kaiser)

Adresse des englischen Originaltexts:
http://www.antipsychiatry.org/unjustif.htm



U.S. Representative Patricia Schroeder of Colorado veranstaltete 1992 Anhörungen mit dem Zweck, die Praxis psychiatrischer Kliniken in den Vereinigten Staaten zu untersuchen. Rep. Schroeder faßte die Erkenntnisse ihres Komitees wie folgt zusammen: "Unsere Untersuchung hat ergeben, daß Tausende von Jugendlichen, Kindern und Erwachsenen in Kliniken eingewiesen worden sind für eine Behandlung, die sie nicht nötig hatten; daß Kliniken Prämienjäger anstellen, um Patienten zu fangen, die eine "Mental Health"- Versicherung abgeschlossen haben; daß die Behandlung gegen den Willen der Patienten so lange hinausgezögert wird, bis die Versicherungsleistung ausläuft; daß Psychiater von den Kliniken unter Druck gesetzt werden, den Profit zu erhöhen; daß Kliniken Schulen 'infiltrieren', indem sie Schmiergeld an Schuldirektoren zahlen, die Schüler einliefern; daß Prämien gezahlt werden an Klinikpersonal, einschließlich Psychiater, für eine gute Bettenbelegung; und daß Militärangehörige besonders anvisiert werden, wegen ihrer großzügigen 'Mental Health'-Unterstützung.  Ich könnte fortfahren, aber ich glaube das reicht, um sich ein Bild zu machen. "(zitiert in: Lynn Payer, Disease- Mongers: How Doctors, Drug Companies, and Insurers Are Making You Feel Sick, [Krankheits-Händler: Wie Ärzte, Pharmafirmen und Versicherer Sie dazu bringen, sich krank zu fühlen] John Wiley & Sons, Inc., 1992, pp. 234-235).
            Eine Schlagzeile auf der Titelseite des California Tribune, Oakland vom 6.Juli 1986 lautet: "Private Hirnkliniken (Mental Hospitals) quellen über mit Jugendlichen Aber gehören die meisten von ihnen wirklich da hinein? "  Der Zeitungsartikel sagt: "...Anwälte der Patienten von Hirnkliniken sagen, viele Jugendliche in privaten Hirnkliniken sind nicht ernstlich geistig erkrankt, sondern nur rebellisch.   Indem die Jugendlichen festgehalten werden, die meist eine Hospitalisierung ablehnen, so die Anwälte, erzielen die privaten Kliniken Profite und tun den Eltern einen Gefallen.   ... Einige County Mental Health Officials und Psychiater an privaten Kliniken geben zu, daß es eingewiesene Jugendliche gibt, die idealerweise nicht dort sein sollten. ... 'Es schmerzt mich, Kinder in diesen Einrichtungen zu sehen; es schmerzt mich zu sehen, wie die Profite in neue Höhen klettern,' Jay Mahler, von der Patients Rights Advocacy and Training, sagte vor zwei Wochen bei einem Concord Public forum.  'Es ist ein heißes Geschäft,' Tim Goolsby, ein Contra Costa County Probation Department Adolescent Placement Supervisor, stimmte später zu. 'Wenn eure Kinder Sex, Drugs & Rock'n'Roll mögen, dann ist das der Platz, wo sie hingehören.   Ich bin mir nicht sicher, ob Versicherungsgesellschaften wissen, was läuft, aber sie werden bis auf die Knochen ausgenommen.'  Goolsby schätzte, daß 80 Prozent der Jugendlichen in Contra Costa Private Psychiatric Hospitals nicht geistig krank sind... Patricia Guttridge and Carol Warren, Soziologinnen an der University of Southern California sagen, diese Jugendlichen wurden von Kriminellen in emotional gestörte Kinder verwandelt. Nachdem sie 1.119 Jugendliche in vier Psychiatrischen Kliniken im Bezirk Los Angeles genauer angesehen hatten, stellten sie fest, daß weniger als ein Fünftel wegen ernster geistiger Krankheiten aufgenommen wurden" (Susan Stern, The Tribune (Oakland, California), Sonntag, 6.Juli, 1986, p. A-1 & A-2).
            Im Stanford Law Journal vom Februar 1988, sagt Lois A. Weithorn, Ph.D., früher Psychologieprofessor an der University of Virginia: "Die Einweisungsraten Jugendlicher in psychiatrische Abteilungen privater Kliniken sind dramatisch gestiegen, auf mehr als das Vierfache zwischen 1980 und 1984. ... Ich bleibe dabei, daß die steigenden Raten psychiatrischer Einweisung von Kindern und Jugendlichen einen vermehrten Gebrauch von Hospitalisierung spiegeln, um eine Bevölkerungsgruppe in den Griff zu bekommen, für die eine solche Intervention besonders ungeeignet ist: sorgenbeladene Jugendliche, die nicht an schweren geistigen Störungen leiden" (40 Stanford Law Review 773 at 773-774).
            Psychiatrische und psychologische "Diagnosen" sind willkürlich und unzuverlässig.  Darüberhinaus sind die angeblichen Experten, die für diese "Diagnosen" verantwortlich sind, im allgemeinen voreingenommen aufgrund von Verpflichtungen, wegen persönlicher finanzieller Interessen oder ihrer Vereinbarung mit der psychiatrischen "Klinik" wo der "Patient" eingesperrt ist bzw. sein wird. Psychiatrische "Kliniken" brauchen wie alle Geschäftsbetriebe Kunden.   Im Fall der psychiatrischen "Kliniken" braucht man Patienten.  Sie wollen nicht nur Patienten, sie sind auf sie angewiesen, um im Geschäft zu bleiben.   Genauso sind auch selbständige Psychiater und Psychologen auf Patienten angewiesen um Geld zu erwirtschaften und den Lebensunterhalt zu verdienen.   Ein 1992 veröffentlichter Zeitungsartikel, der den Trend, sorgenbeladene Teenager einzusperren kritisierte, stellte die Behauptung auf, daß heute Teenager viel öfter in psychiatrischen Kliniken eingesperrt würden als früher, weil "vielbeschäftigte Eltern weniger bereit sind, sich mit dem Verhalten ihrer Kinder auseinanderzusetzen und weil das ungeduldige psychiatrische Business einen profitablen Markt im Gesundheitswesen darstellt."   Das Resultat ist eine Erhöhung der Zahl psychiatrischer Kliniken in den letzten Jahren "von 220 im Jahr 1984 auf 341 im Jahr 1988".  Diese Steigerung der Zahl psychiatrischer Kliniken hat einen scharfen Wettbewerb zwischen Kliniken und Psychiatern um Patienten ausgelöst. "All diese psychiatrischen Betten gefüllt zu halten ist schwierig, und die Verwaltungsleute passen scharf darauf auf, daß dies der Fall ist.  Hard-sell TV, Radio und Magazin-Werbung (bis zum Zehnfachen in den letzten paar Jahren, laut Metz) sind allgegenwärtig ... Einige Einrichtungen greifen zum letzten Mittel und bezahlen Angestellten und Anderen Prämien von $500 bis $1.000 pro vermitteltem Patient.   ... Rebellierende Teenager, benutzt um Boden zu gewinnen.   Neuerdings werden sie zwangseingewiesen.  Vermehrt sperren Eltern ihre ungezogenen Kinder in den psychiatrischen Abteilungen privater Kliniken ein, wegen einem Verhalten, das viele Therapeuten als normales jugendliches Verhalten bezeichnen. Die psychiatrische Einweisung Jugendlicher ist seit 1980 um 250 bis 400 Prozent gestiegen, berichtet Holly Metz in The Progressive (Dec. 1991), aber das kommt nicht daher, daß Teens plötzlich so viel verrückter wären als ein Jahrzehnt zuvor.   Tatsächlich unterstellt der Children's Defense Fund, daß mindestens 40 Prozent dieser Einweisungen Jugendlicher ungerechtfertigt sind, während ein Family Therapy Networker (July/Aug. 1990) Jugend-Experte diesen Wert bei 75 Prozent ansetzt." (Lynette Lamb, "Kids in the Cuckoo's Nest  Why are we locking up America's troublesome teens?" [Kinder im Kuckucksnest - Warum sperren wir Amerikas sorgenbeladene Teens ein?] Utne Reader, März/April pp. 38, 40).
            In ihrem Buch And They Call It Help - The Psychiatric Policing of America's Children [Und sie nennen es Hilfe - Die psychiatrische Säuberung amerikanischer Kinder] herausgegeben 1993, Louise Armstrong beklagt "die 65 Prozent der Kinder in privaten, Profit-orientierten psych hospitals, die einfach nicht dort sein müßten, aber nichtsdestoweniger ernsthaft klingende Krankheitsbezeichnungen angehängt bekommen." (Addison-Wesley Pub.Co., p. 167).
            Die ungerechtfertigte Zwangseinweisung in psychiatrische Kliniken schreit inzwischen so zum Himmel, daß Reader's Digest in seiner Ausgabe vom Juli 1992 einen Artikel veröffentlicht hat, der die ethisch nicht vertretbare Praxis anprangert:
           "Ebensolche Sturmwolken erscheinen über dem Feld des Gesundheitswesens. Alarmiert durch explodierende Kosten begannen Versicherungsgesellschaften ihre Zahlungen sorgfältiger zu überprüfen - und verkürzten schließlich die durchschnittliche Dauer des Krankenhausaufenthalts.  Dies hatte zur Folge, daß 'private Kliniken, die früher eine Menge Geld erwirtschafteten, jetzt verzweifelt nach Patienten Ausschau halten.' sagt Dr. Alan Stone, früher Präsident der American Psychiatric Association.
            "Diese verzweifelte Lage hat dem Betrug Tür und Tor geöffnet.  Unter den behaupteten Vergehen: Patienten, die von 'Prämienjägern' entführt wurden; andere gegen ihren Willen hospitalisiert, bis ihre Versicherung ausgelaufen war; Diagnosen und Behandlungen wurden speziell darauf zugeschnitten, eine maximale Versicherungszahlung zu erhalten; Schmiergeld für Angehörige des Militärs; unnötige Behandlungen; maßlos überteuerte Rechnungen.
            " Die unverschämtesten Rechnungen wurden in Texas ausgestellt. Am 4. April 1991 erschienen zwei Private Security Agents bei Familie Harrells Haus in Live Oak, um Jeramy Harrell, 14, aufzugreifen, und ihn wegen Verdachts des Drogenmißbrauchs ins Colonial Hills Hospital zu bringen, einer privaten psychiatrischen Einrichtung in San Antonio.
            "Die Familienangehörigen hielten die Agents für Law-Enforcement Officers.  Wenn Jeramy nicht kooperieren würde, sagten die Agents, könnten sie eine Vollmacht einholen und ihn für 28 Tage in Haft nehmen.   'Sie führten sich auf wie die Gestapo,' erzählte die Großmutter - und Erziehungsberechtigte - des Jungen später einem Komitee des Texas state senate.
            " Laut dieser Zeugenaussage wurde Jeramy 6 Tage lang jeder Kontakt zu seiner Familie verweigert, er wurde erst nach einer Intervention von State Senator Frank Tejeda [jetzt im Congress] freigelassen.   State Officials haben herausgefunden, daß der Junge aufgrund einer Anordnung eines Stabsarztes festgenommen wurde, nachdem sein gestörter jüngerer Bruder Lügen über Jeramy's angeblichen Drogenkonsum erzählt hatte.   Die Wachen, die ihn einlieferten, arbeiteten für eine private Firma, die von Colonial Hills für jeden einzelnen gelieferten Patienten bezahlt wurde. ...
            " Kurz nach dem Martyrium bekamen die Harrells eine Rechnung für Jeramy's Sechstage-Aufenthalt über staunenerregende $11,000.  Der Klinikbesitzer stritt jedes Fehlverhalten ab.
            "Der Fall Harrell führte zu diesen Anhörungen des Texas Senate, die in Folge weitere Behauptungen über Betrug und Mißbrauch ans Licht brachten, in die noch 12 weitere Einrichtungen in Texas und mindestens 3 andere nationale Klinik-Ketten verwickelt waren.  Ähnliche Beschuldigungen wurden erhoben gegen Kliniken in New Jersey, Florida, Alabama and Louisiana; drei Bundesbehörden haben Ermittlungen eröffnet und bei mehr als ein Dutzend Staaten stehen Vorermittlungen an." (Gordon Witkin, "Beware These Health Scams" [Seid auf der Hut vor diesen Gesundheits-Betrügereien] Reader's Digest, Juli 1992, p. 142 at 144-146).
            Im Jahr 1991 oder 1992 erzählte mir eine Verwaltungsangestellte einer psychiatrischen "Klinik", der Wettbewerb unter den psychiatrischen Kliniken sei, wie sie es nannte, "mörderisch".  Dieser heftige Wettbewerb, in Zusammenhang mit Amerikas nachlässig verfaßten Gesetzen zur Zwangsbehandlung, und Richter, die sich weigern, Schutzmaßnahmen gegen widerrechtlichen Zwang zu erlassen, die ein vertrauenswürdiges Verfahren unbedingt erfordern würde, bewirkt im Endergebnis, daß eine Menge Leute ihrer Freiheit beraubt werden und ungerechtfertigerweise unter einem psychiatrischen Stigma leiden müssen.  Im Feld sogenannter geistiger Gesundheit, wo riesige Summen Geldes gemacht werden können, zum Großteil aufgrund von Krankenversicherungen, und wo es einen umkämpften Markt gibt, mit zu wenig psychiatrischen "Patienten", um die Betten zu füllen, verleitet das Eigeninteresse der vermeintlichen psychiatrischen oder psychologischen Experten diese zu "Diagnosen", die eine Pflicht zur Behandlung rechtfertigen, einschließlich Zwangsbehandlung gegen den Willen des Patienten, wo notwendig.  Wie Harvard Law Professor Alan M. Dershowitz gesagt hat, ist die Psychiatrie "keine wissenschaftliche Disziplin" ("Clash of Testimony in Hinkley Trial Has Psychiatrists Worried Over Image", The New York Times May 24, 1982, p. 11).  Die Auffassung vieler Rechtsexperten und Richter, daß Unparteilichkeit, Objektivität und wissenschaftlicher Sachverstand von Mental Health Professionals die üblichen Verfahrensmaßregeln, die sonst beachtet werden müssen, bei psychiatrischem Zwang überflüssig mache, ist nicht zutreffend.
            Wie bereits im oben zitierten Artikel von Reader's Digest, sind viele dieser ungerechtfertigten, unfreiwilligen psychiatrischen Zwangseinweisungen normaler und gesetzestreuer Leute in die "psychiatrische Kliniken" genannten Gefängnisse durch die kommerziellen Interessen der psychiatrischen Kliniken und der Leute, die darin arbeiten, motiviert.  Obwohl es erst in den letzten paar Jahren den Weg in die Schlagzeilen gefunden hat, ist die ungerechtfertigte psychiatrische Zwangseinweisung schon seit über einem Jahrhundert ständige Praxis, sogar in den USA, wo Freiheit angeblich ein gehegter Wert ist, und wo Menschenrechte angeblich respektiert werden. Neuere Erfindungen wie die Krankenversicherung haben die Häufigkeit des Mißbrauchs erhöht, aber der Wille der Mental Health "Professionals", das heilige Recht jeder gesetzestreuen Person auf Freiheit zu verletzen, ist nicht neu.
            Vor allem ist die Erkenntnis nötig, daß es so etwas wie "geistige Krankheit" nicht gibt.   Das allein verhindert die Rechtfertigung der meisten unfreiwillig auferlegten sogenannten psychiatrischen Hilfe.  Das Etikett der geistigen "Krankheit" bezeichnet keine gängige Krankheit, sondern ist ein Werturteil über das Verhalten eines Menschen.   Aber solange mit der Inhaftierung wegen sogenannter geistiger Krankheit weiter fortgefahren wird, sollten denjenigen, die ihrer beschuldigt sind, dieselben Rechte gegeben werden wie den Angeklagten in Strafprozessen. Amerikas etablierte Geschichte ungerechtfertigter psychiatrischer Zwangseinweisungen zeigt, dieser Schutz ist notwendig.  Diese Rechte müssen beinhalten: eine Gerichtsverhandlung, eine Vorgehensweise, die sicherstellt, daß der Angeklagte oder sogenannte Patient darüber unterrichtet wurde, wann und wie er sein Recht auf gerichtliche Anhörung einfordern kann, ein absolutes Verbot von stillschweigendem Einverständnis (speziell während der Zeit vor der Verhandlung), das Recht, gegnerische Anwälte miteinander zu konfontieren und im Kreuzverhör zu befragen, das Recht, seine eigenen Anwälte anzurufen, Verurteilung oder Inhaftierung nur, wenn Zweifel an der Beschuldigung unbedingt ausgeschlossen sind, Freiheit von double-jeopardy [?], und Assistierung durch eine Rechtshilfe.   Das Verbot des stillschweigenden Einverständnisses muß absolut sein, weil, wenn es Psychiatern durch Gesetz erlaubt ist, Angeklagte ("Patienten") in "Notfällen" per stillschweigendem Einverständnis gefangenzuhalten, dann wird diese Macht oft routinemäßig benutzt (ohne Notfall).   Ein weiterer Sicherheitsschutz, den Gefangene der Psychiatrie brauchen, ist der Schutz vor dem Außerkraftsetzen ihrer geistigen Fähigkeiten mittels gewaltsam verabreichter psychiatrischer Drogen oder Elektroschockbehandlung in der Zeit vor ihrem Gerichtstermin.  Von all diesen Due-Process Rechten sind das Recht auf ein Gerichtsverfahren und das Recht, vor dem Gerichtstermin nicht mittels gewaltsam verabreichter psychiatrischer Drogen oder Elektroschockbehandlung der geistigen Fähigen beraubt zu werden, fraglos die wichtigsten. Viele Staaten haben das Recht auf eine Gerichtsverhandlung in Fällen psychiatrischer Zwangseinweisung per Statut, viele aber auch nicht; und Richter weigern sich oft, es als verfassungsmäßiges Recht zu gewähren.   Richter sind genauso fähig wie Psychiater, darüber zu entscheiden, was mit Leuten geschehen soll, die der geistigen Krankheit beschuldigt sind, aber nur wenige werden überhaupt versuchen, das zu tun, und billigen stattdessen den Antrag eines Psychiaters auf Zwangseinweisung, ohne auch nur den geringsten Versuch gemacht zu haben, die Sachlage juristisch zu beurteilen.   Die Bedeutung des Rechts auf ein Gerichtsverfahren wird illustriert durch eine Bemerkung eines Gerichtsassistenten, der mir - in Anwesenheit des Richters - erzählt hat, der Richter habe das Gefühl, wenn er nicht den Empfehlungen des Arztes bezüglich einer Zwangseinweisung folge, "würde das Gericht Medizin praktizieren, ohne eine Lizenz dafür zu haben."  Diese unlogische Aussage, mit der der Richter übereinzustimmen schien (erkennbar an seinem Schweigen, als er hörte, wie sein Assistent dies sagte, und durch sein Verhalten am Gericht) offenbart das Ausmaß, in dem Richter in diesem Bereich ihre Verantwortung an die Psychiater agbegeben haben.  Die Wertlosigkeit und Unzuverlässigkeit psychiatrischer "Diagnosen", oft kompliziert durch das finanzielle Risiko des Psychiaters, den sogenannten Patienten zwangseingewiesen zu bekommen, kombiniert mit dem hartnäckigen Widerwillen der meisten Richter, sich ein eigenes, unabhängiges Urteil zu bilden, macht eine Jury absolut unabdingbar für ein faires Gerichtsverfahren in Fällen psychiatrischer Zwangseinweisung.  Das ist ein wirklicher Fall von "NO JURY - NO JUSTICE" [KEINE JURY - KEINE GERECHTIGKEIT].
            Weit entfernt von irgendetwas Idealistischem wie Gesetz oder Sorge um Menschenrechte, das Vorangegangene verpflichtet uns, unnötige unfreiwillige psychiatrische "Hospitalisierung" zu begrenzen; es gab in den USA Versicherungsgesellschaften, die nicht durch Idealismus dazu motiviert wurden, sondern rein aus wirtschaftlichen Gründen.  Wie Tim Goolsby bereits 1986 bemerkte (s.o.), "sie [die Krankenversicherungsgesellschaften] werden bis auf die Knochen ausgenommen."  Möglicherweise wurde den Krankenversicherungsgesellschaften bewußt, daß die psychiatrische Behandlung, die sie bezahlen mußten, oft unnötig war.  Laut einem Artikel auf der Titelseite des Investor's Business Daily vom 3.August 1992:  "Letzten Donnerstag...haben acht große Versicherungsgesellschaften einen Prozess angestrengt gegen NME [National Medical Enterprises] wegen angeblichem Betrug, der sich auf Hunderte von Millionen Dollar in Abrechnungen psychiatrischer Kliniken beläuft.  Ihre Klage, eingereicht beim federal court in Washington, beschuldigt die Gesellschaft eines 'massiven' Komplotts, mit dem Zweck, Tausende von Patienten einzuweisen und zu behandeln, unabhängig davon, ob sie eine Behandlung nötig haben.   ... Einige Institutionen zahlen 'Schmiergelder' für die Vermittlung von Patienten oder für falsche Diagnosen, die maximale Erträge bringen. "(Christine Shenot, "Bleeder at National Medical Insurers Cry Of 'Fraud' Reopened A Big Wound", Investor's Business Daily, Monday, August 3, 1992, p. 1). Das  Time magazine berichtete später, NME habe den Fall durch Zahlung einer Rekord-Summe von 300 Million Dollar beigelegt (25.April 1994, p. 24). Ein Artikel über ein ähnlichen Prozess, eingereicht in Dallas, Texas erschien am 15.September 15 1992 im New York Newsday,. Er sagt: "Zwei der größten Versicherungsgesellschaften des Landes haben gestern Klage eingereicht gegen eine nationole Kette von privaten Kliniken für Psychiatrie und Drogenmißbrauch, welche mit Patienten belegt waren, die unrechtmäßig eingeliefert wurden, und keiner Behandlung bedurften. Die Patienten wurden erst wieder entlassen, wenn ihre Versicherungsleistungen endeten." Michael Unger, "Kliniken Betrüger genannt  Versicherer sagen, Gesundheits-Kette hat landesweiten Betrug aufgezogen", New York Newsday, Donnerstag, 15.September 1992, Business section, page 33).
            Versicherungsbetrug durch Psychiater, die Leute behandeln, die keine Behandlung wollen und auch keine brauchen illustriert ein noch ernsteres tiefliegenderes Problem, das immer noch nicht hinreichend benannt wurde: der Verlust der Freiheit begründet mit der Einschätzung von Psychiatern, statt mit ungesetzlichem Verhalten durch die Beschuldigten, hat keinen Platz in einer Nation, die vorgibt, die Menschenrechte jedes Individuums zu respektieren.



DER AUTOR, Lawrence Stevens, ist ein Anwalt, zu dessen Aufgabengebiet unter anderem auch die Vertretung psychiatrischer "Patienten" gehört.  Seine Pamphlete unterliegen nicht dem Copyright. Sie sind eingeladen, Kopien davon zu machen für alle, von denen sie denken, daß sie ihnen nützen könnten.


2000 UPDATE
" Der verwirrende Aspekt dabei ist, daß viele Jugendliche irritierbar sind, aggressiv und impulsiv, weil sie mit ihren Lebensumständen nicht klarkommen  In den vergangenen Jahren haben einige dieser Teenager ihren Weg in die psychiatrischen Kliniken gefunden, etikettiert mit der Diagnose Bipolare Störung und wurden auf Medikamente gesetzt.  Einige psychiatrische Kliniken hatten die Praxis, bekümmerte Jugendliche einzuweisen, mit der unzutreffenden Diagnose Bipolare Störung, um ihre Rechnung an die Versicherungen erhöhen zu können.   Diese Praxis war so weitverbreitet, daß das federal government schließlich einschritt, die Kliniken des Betrugs anklagte und Geldstrafen von Millionen von Dollar verhängte.  Viele dieser Kinder hatten überhaupt keine Bipolare Störung, sondern benahmen sich nur unangemessen wegen dem Streß in ihrer Familie, mit ihren Freunden und in der Schule."   Edward Drummond, M.D., Associate Medical Director at Seacoast Mental Health Center in Portsmouth, New Hampshire, in his book The Complete Guide to Psychiatric Drugs (John Wiley & Sons, Inc., New York, 2000), pages 13-14.  Dr. Drummond graduierte an der Tufts University School of Medicine, seine psychiatrische Ausbildung erhielt er an der Harvard University.



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