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Wie das Geld der Pharmafirmen die Psychiatrie korrumpiert hat

von Loren R. Mosher, M.D.


(Übers.: Heinz Kaiser)

Adresse des englischen Originaltexts:
http://www.antipsychiatry.org/mosher.loren.1.htm


      Die American Psychiatric Association (APA) ist die landesweite Organisation, der die meisten der in den U.S.A. tätigen Psychiater angehören.   In gewisser Hinsicht ist es eine Handelsorganisation.   Ein großer Teil ihrer Einkünfte stammt aus Werbeeinnahmen - aus Anzeigen, die die Pharmafirmen in ihren Magazinen und in der Zeitschrift plazieren.   Sie erhält außerdem "freie Ausbildungs-Stipendien" und Tagungsberichte von Pharmafirmen.   Von Pharmafirmen gesponserte Symposien und Ausstellungen dominieren die zwei jährlich stattfindenden psychiatrischen Jahreskongresse.   Selbstverständlich erhalten die Redner der Symposien für ihr halbtägiges Erscheinen ein attraktives Honorar.   In meinen Augen ist die APA so sehr von der Unterstützung durch die pharmazeutische Industrie abhängig, daß sie es sich nicht leisten kann, den übermäßigen Gebrauch und den Mißbrauch von Psychopharmaka zu kritisieren.   Vielleicht von noch größerer Bedeutung ist es, daß die APA nichts dafür tut, daß im Rahmen der Ausbildung der Psychiater über sowohl kurzfristige als auch langfristige ernsthafte Vergiftungsgefahren und Entzugserscheinungen informiert wird.  
      Die Pharmafirmen bezahlen Redner (1000-2000 US-Dollar pro Erscheinen), die psychiatrische Versammlungen und/oder Abendveranstaltungen für die örtlichen psychiatrischen Gesellschaften ausrichten (die Kosten für das Essen werden von der Firma übernommen).   Aufgrund von Listen werden solche Redner ausgewählt, die den Zuhörern die eigenen Produkte nahebringen.   Die Ausbildung zum Psychiater ist ein besonderes Ziel dieser Redner.
      Die Pharmafirmen machen Verträge mit Universitäten und mit privaten Forschungsgesellschaften, um Medikamentenversuche durchzuführen, die benötigt werden, um die Genehmigung der U.S. Food & Drug Administration (FDA) zu bekommen.   Die Firma liefert das Protokoll und der Tester kann schonmal 40.000 US-Dollar für jeden Patienten bekommen, der den Test bis zum Ende mitgemacht hat.   Damit hat die Pharmafirma einen bedeutenden Einfluß auf die Art und Weise, wie die Medikamententests durchgeführt werden   Seit dem Erscheinen neuer, patentierter Medikamente, haben alle diese Aktivitäten der Medikamentenhersteller sowohl im Umfang als auch in der Intensität zugenommen. Begonnen hat diese Entwicklung mit Prozac im Jahre 1989.   Sie müssen die Profite einfahren, bevor die Patente auslaufen.
      Die Forschungsprotokolle, die in Psychopharmakatests angewandt werden, um die Genehmigung der FDA zu erhalten, müssen vorher vom Institutional Review Boards (IRB's) überprüft werden, um sicherzustellen, daß die Studienteilnehmer keinen ungerechtfertigten Risiken ausgesetzt werden.   Es wurde jedoch festgestellt, daß Mitglieder dieses Gremiums hochbezahlte Berater eben der Pharmafirmen waren, deren Protokoll sie überprüfen sollten.   Das heißt, sie befinden sich offensichtlich in einem Interessenskonflikt und sie sind daher keine objektiven, unparteiischen Prüfer der Psychopharmakatests, über die sie ein Urteil fällen.   Die jüngste "Neuschöpfung" eines antipsychotischen Medikaments, das von unserer staatlichen Medikamenten - Regulationsbehörde (FDA) genehmigt wurde, ist Zeldox. Die FDA erlaubte die Einführung auf dem US-Markt trotz der Gefahren, die Zeldox mit sich bringt.
      In meinen Augen ist die amerikanische Psychiatrie auf allen Ebenen drogenabhängig geworden (das heißt, sie hat sich dem Tabletten-Puschen verschrieben) - Ärzte in Privatpraxen, Psychiater des öffentlichen Gesundheitssystems, in Universitätsseminaren und Organisationen.   Das medizinische Fachgebiet, von dem man erwarten sollte, daß es das am meisten menschliche ist, wurde mechanistisch, reduktionistisch, entmenschlichend und wird von Scheuklappendenken beherrscht.   Die moderne Psychiatrie hat das hippokratische Prinzip vergessen: Vor allem, schade nicht.

DER AUTOR, Loren R. Mosher, hat seinen B.A.-Titel an der Stanford University erhalten und den M.D., with honors, an der Harvard Medical School, wo er anschließend seine psychiatrische Ausbildung erhielt.  Er ist jetzt Clinical Professor of Psychiatry an der School of Medicine, University of California, San Diego, und Director of Soteria Associates, 2616 Angell Avenue, San Diego, Calif. 92122, (858) 550-0312, Fax (858) 558-0854. See http://www.mosher-soteria.com/.


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